Von Klangkugeln bis Strassenmusik – Singvoll macht Leipzig unsicher!
Am Freitagabend ging es für uns per Zug nach Leipzig – und die Deutsche Bahn hat sich mal wieder von ihrer besten Seite gezeigt. Umleitungen, ausgelassene Halte und eine unerwartet lange Fahrt inklusive – so kamen wir schliesslich erst spät in der Nacht in unserem Hostel an. Kurz nach Ankunft ging es direkt ins Bett, um am nächsten Morgen fit für den langersehnten Workshop mit zwei Mitgliedern des Ensembles Sjaella zu sein.
Früh am Samstag, nach einem stärkenden Frühstück, machten wir uns auf den Weg. In einem wunderschönen Raum begrüssten uns Lotte und Franzi. Unsere Vorfreude war spürbar. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde, bei der jede von uns erzählte, wie lange sie schon bei Singvoll dabei ist, was sie vom Workshop erwartet und was ihr „Spirit Animal“ ist, ging es auch schon los. Es war spannend, die anderen Sängerinnen mal wieder neu kennenzulernen.
Dann tauchten wir direkt in die erste Übung ein: Wir spielten mit imaginären Bällen, klangen dazu und verständigten uns ganz ohne Worte. Wände wurden angesungen (ja, das klingt verrückt, war aber tatsächlich genial!) und wir schickten eine leuchtende Kugel durch unsere Körper, um unser inneres Strahlen zu wecken. Die Stimmung war voller Neugier, Offenheit und gegenseitigem Wohlwollen. Es entstand ein beeindruckendes Gemeinschaftsgefühl, und die gemeinsam erzeugten Klangcluster waren in diesem traumhaften Raum tatsächlich magisch.
Nach einem leckeren Mittagessen (natürlich mit regem Austausch über die bisherigen Erfahrungen) ging es zurück in den Proberaum. Timon führte ein kurzes Einsingen durch, bevor wir das bestens bekannte Stück Soir d’Octobre für Franzi und Lotte von Sjaella vorsangen. Hier begannen wir, intensiv an der Interpretation des Liedes zu arbeiten. Die beiden gaben uns wertvolle Werkzeuge und Techniken an die Hand, um das Stück noch lebendiger und spannender für das Publikum zu machen. Besonders spannend: Wir probierten aus, ob wir das Stück ohne Dirigat und sogar ohne Augenkontakt singen können. Es war eine echte Herausforderung, doch das Gefühl, als Gruppe so eng verbunden zu sein, war einfach unglaublich inspirierend.
Danach wurde es rhythmisch: Mit Turlutte acadienne montrealaise haben wir richtig losgelegt. Wir spürten die Rhythmen in unseren Körpern und fanden mehr und mehr Mut, das Lied mit viel Energie zu performen. Am Ende groovten wir alle gemeinsam und hatten das Gefühl, den Song regelrecht „gerockt“ zu haben. Was für eine Entwicklung bei diesem neuen Stück.
Leider ging der Workshop viel zu schnell zu Ende, doch die Eindrücke und Erlebnisse dieser Stunden werden uns sicherlich noch lange begleiten. Besonders das Gemeinschaftsgefühl und die kreative Energie, die wir miteinander geteilt haben, bleiben tief in uns verankert.
Den Abend liessen wir dann gebührend im traditionsreichen Auerbachs Keller ausklingen, wo uns nicht nur grossartiges Essen erwartete, sondern auch Mephisto höchstpersönlich vorbeischaute, um zu unterhalten. Mit vollgefutterten Bäuchen und einem Lächeln im Gesicht liessen wir den Abend gemütlich in der Hotellobby ausklingen.
Am Sonntag haben wir Leipzig auf besondere Art erkundet – entlang der Notenspur. Gespickt mit kleinen Audiosnippets und Infos, die unsere Sängerinnen vorbereitet hatten, konnten wir die Stadt und ihre musikalische Geschichte besser kennenlernen. Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen, an ausgewählten Orten wie der Thomaskirche, dem Mendelssohn-Haus und in den Speck’s Höfen unsere Stimmen erklingen zu lassen. Ein weiteres Highlight des Tages war ein spontaner Auftritt mit einem Strassenmusiker, mit dem wir gemeinsam musizierten. Das Zusammengehörigkeitsgefühl vom Workshop-Samstag war noch immer deutlich spürbar. Leipzig zeigte sich weiterhin von seiner besten Seite und wir genossen die Atmosphäre in vollen Zügen.
Am Nachmittag hatten wir Zeit zur freien Verfügung. In kleinen Gruppen streiften wir durch die Stadt, jede auf ihre eigene Weise, und entdeckten weitere Schätze Leipzigs. Zum Abendessen trafen sich dann alle wieder, und bei leckeren Ramen wurde an diesem Wochenende nicht nur der musikalische Horizont erweitert – für einige gab es gleich noch eine kulinarische Weiterbildung dazu! Der Sonntag endete in einem Irish Pub, wo wir den Tag gemütlich zu Ende gehen liessen.
Am Montag hiess es dann: Freizeit, bevor es gegen Nachmittag wieder Richtung Heimat ging. Überraschenderweise lief die Rückfahrt mit der Deutschen Bahn diesmal reibungslos – ganz ohne Umwege und beinahe ohne Verspätungen, erreichten wir Basel. Am SBB angekommen, haben wir dann noch einmal all unseren Mut zusammengenommen und sowohl Turlutte als auch Soir d’octobre gesungen. Es war der perfekte Abschluss für ein unvergessliches Wochenende, das wir mit Musik und einem Lächeln auf den Lippen ausklingen liessen.
Ein grosser Dank gebührt an dieser Stelle unserem wunderbaren Organisationstrio: Isabelle, Noemi und Olivia. Sie haben dieses Wochenende mit so viel Umsicht und Liebe zum Detail geplant, dass alles wunderbar stressfrei und harmonisch verlief. Es war einfach perfekt organisiert, und sie hatten stets ein offenes Ohr für unsere Bedürfnisse gehabt.
Natürlich möchten wir auch Franzi und Lotte von Sjaella danken, die uns so herzlich aufgenommen und mit uns gesungen und geklungen haben. Ihr habt uns inspiriert und dieses Wochenende zu etwas ganz Besonderem gemacht.
Last but not least ein grosser Dank an alle Sängerinnen und an Timon – ihr habt diese Reise zu einem Highlight gemacht und mir einen grossen Wunsch erfüllt. Danke, dass ihr euch auf dieses Abenteuer eingelassen habt! Ich freue mich schon jetzt auf unsere nächste Reise – vielleicht zu unserem 20-jährigen Jubiläum? 😉