Hans Widmer zum Gedenken
Unser Sängerfreund und ehemaliger Präsident Hans Widmer ist am 24.Januar 2025 gelassen und abgeklärt für immer eingeschlafen. Er ist uns allen vorausgegangen auf dem Weg, den wir alle einmal gehen müssen, auf seine letzte Reise.
Ob Sängerfreundschaft oder ganz persönliche Freundschaft, Hans hat als Mensch alle angesprochen und ist bei allen beliebt gewesen, ob Sänger, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, alle haben ihn geschätzt und er wird in ihnen weiterleben. In der Basler Liedertafel hat er vieles bewirkt, teilweise unbewusst durch sein freundschaftliches Wirken. Er hat unseren Chor und Verein liebevoll und tief in seinem Herzen getragen. Nur so ist zu erklären, mit welchem Engagement und welcher Überzeugung und Begeisterung er sich zum Wohl unserer Liedertafel eingesetzt hat. Alle Auswirkungen seines Engagements für unseren Chor und seine Sänger gebührend in Worte zu fassen, würde diesen Rahmen wohl sprengen. Doch schon allein die Schilderung seines Wirkens lässt sie erahnen.
Hans Widmer hat bis zuletzt regen Anteil am Geschehen im Chor genommen, bis er sich in der letzten Zeit in seinem 97. Lebensjahr zurückziehen und sich ganz auf das, was seine Kraft noch zuliess, hat beschränken müssen. Seinen letzten Lebensabschnitt hat er wie gewünscht, betreut von seiner Tochter Franziska und seinem Sohn Andreas mit Familie sowie in Verbundenheit mit seinen engsten Freunden in der Palliativ-Klinik Arlesheim verbracht und sich auf seine letzte Wegstrecke vorbereitet, wie er sich dies schon einige Zeit gewünscht hat.
Hans Widmer ist im Jahr 1957 nach Ermunterung durch Georges Thiriet als Aktivsänger unserem Chor beigetreten, also vor sage und schreibe 68 Jahren. Er hat 34 Jahre aktiv als Sänger im Hauptchor und 36 Jahre im Reveille-Chor gesungen und ist dann zu den Passiven bzw. Ehemaligen übergetreten. Er hat alle nur möglichen Ehrungen erhalten: nämlich Ehrenmitglied der Basler Liedertafel, HC (Honoris causa) -Mitglied des Reveille-Chors sowie Aktiv-Veteran der Basler Liedertafel und im Rahmen der Schweizerischen Chorvereinigung eidg. Veteran, kantonaler und auch noch Ehren-Veteran.
Bleibende Verdienste hat er sich aber vor allem in den Jahren von 1970-1982 erworben. Er hat 12 Jahre im Vorstand mitgewirkt: 1 Jahr als Sekretär, 3 Jahre als Vize-Präsident und dann die Basler Liedertafel 8 Jahre als äusserst beliebter Präsident sicher durch eine meist ruhige aber manchmal auch etwas aufgewühlte See geleitet.
Musikalisch hat er alles mitgebracht, was ein Chor braucht, um seinem guten Ruf gerecht zu bleiben. Schon als Heranwachsender hat er mit dem Geigenspiel angefangen und sein Gefühl für Musik in Perfektion zu seiner Grundlage für seine gesangliche Laufbahn gemacht. Auf der Violine muss im Gegensatz zu Tasten- und zu wenigen Blasinstrumenten der Ton selbst gefunden und in vorgegebenem Klang wiedergegeben werden, was das Gefühl für die richtigen Töne ein Leben lang prägt. So ist denn auch ein falscher Ton ein Schmerz für sein Ohr gewesen. Kein Wunder ist er schon 1970 in den Vorstand gewählt und 1972 zum Vize-Präsidenten und 1974 zum Präsidenten gewählt worden. Schon als Vizepräsident hat er bei den meist beruflich bedingten Abwesenheiten des damaligen Präsidenten Franz Lüthi, Zolldirektor mit Sitz in Basel, als Vize-Präsident mit unserem unvergessenen Dirigenten André Charlet auf dem Höhepunkt seines Wirkens die Verantwortung für die Vorbereitung und Durchführung der Konzerte übernommen.
Seine Konzerte als Vize-Präsident mit Franz Lüthi bis 1974 und als Präsident bis 1982 sind in Basel jeweils mit dem Basler Sinfonie-Orchester aufgeführt worden:
1972 Werke von Verdi und Puccini sowie Requiem von Luigi Cherubini in D-Moll, unter André Charlet
1973 Uraufführung unseres Auftragswerks „Dies unus“ von Rudolf Kelterborn in Zürich mit Tonhalleorchester unter André Charlet.
1974 „Dies unus“ von R. Kelterborn, „Dettinger Tedeum“ von GF. Händel mit ad hoc Frauenchor im Rahmen der AMG unter Horst Stein,
1975 „Roi David“ von Arthur Honegger unter André Charlet
1977 „Krönungsmesse“ von Franz Liszt unter André Charlet
1979 „Kl.Freimaurer-Kantate“ von W.A.Mozart und „Oedipus Rex“ von Igor Strawinsky im Rahmen der AMG unter Moshe Atzmon,
1981 „Requiem“ von Hector Berlioz unter André Charlet.
Neben jährlichen Konzerten und zusätzlich gesponserten Auftritten öffentlich oder bei Firmen sind einige Aufführungen von Radio SRF2 Kultur aufgenommen worden. Ein grosses präsidiales Engagement. Gut, dass seine geliebte Gattin Gabi als begeisterte Konzertbesucherin und der Liedertafel wohlgesinnte Präsidenten-Gattin Hans wo immer möglich unterstützt hat.
Nicht vergessen werden darf aber auch seine sprichwörtliche Liedertafel-Freundschaft, ob im engen Kreis oder über alle Sänger hinweg, welche neben persönlicher Bereicherung auch den Erfolg und das Ansehen der Basler Liedertafel in der Oeffentlichkeit und im Kulturleben unserer Stadt genährt hat. Auch hat ein Grossteil der Sänger und Passiven über solche Freundschaften den Weg zur Liedertafel gefunden und fühlt sich noch heute wohl im Mitgliederbestand der Basler Liedertafel. Sie besuchen unsere Konzerte und Events mit grosser Dankbarkeit.
Solche Freundschaften haben seit bald 175 Jahren den Erfolg unserer Chöre ermöglicht und der Basler Liedertafel ihren Platz im Kulturleben unserer Stadt geschaffen und erhalten. Es ist schön und äusserst beruhigend zu sehen, dass eben solche Freundschaften in all unseren Chören in grossem Masse weiterleben, neben den „älteren Gesangsformationen“ vor allem auch bei der Tafelrunde mit regem Zuwachs in den letzten Jahren und beim Damenchor „Singvoll“. Sie sind unsere Zukunft. und ganz im Sinne unseres verstorbenen Freundes Hans Widmer. Er hat sich immer gefreut zu hören, dass das, was ihm so am Herzen lag, eine hoffnungsvolle Zukunft vor sich hat. So wird er auch in unseren Liedern bei allen, mit welchen er gesungen hat, wie auch bei seinen vielen Freunden weiterleben. Seine klare, reine und weiche Stimme wird in ihnen, in uns allen, weiterschwingen.
Peter Büttler