, baz, Regina Erb

Im Wettstreit - Die Basler Liedertafel mit Orchesterbegleitung im Stadtcasino

«Schenken Sie ihr einen Strauss - diesmal den Richard»: Mit diesem Slogan ermunterte die Basler Liedertafel nicht nur die Mütter zum Konzertbesuch. Partner, Ehemänner, Liebhaber, Kinder und Anhänger anspruchsvoller Musik strömten in den mit natürlichen Sträussen geschmückten Saal. Ihnen blickten 80 Männer der Liedertafel und fünf Dutzend Instrumentalisten der tschechischen Philharmonie Hradec zunächst noch gelassen entgegen. Konstantin Keiser, der umsichtige musikalische Leiter, hatte, auch dank der glänzenden Vorarbeit des Vize-Dirigenten des Vokalkörpers, Ikuo Miyoshi, und des Korrepetitors Lukas Langlotz relativ leichtes Spiel. Mit dem Auftaktstück, «Feier- licher Einzug des Johanniterordens» von Richard Strauss, signalisierte das Gastor- chester seine Qualitäten sowohl in den lyrischen wie auch in den Fortissimo-Passagen. Nur gerade die Blechbläser störten zu Begiinn die Harmonie, was unter anderem auf übermässigen Krafteinsatz zurückging.

KNIFFLIG. Das Zusammenführen zweier Ensembles birgt Tücken. Das wurde in Joseph Marx' «Morgengesang» deutlich - die Stimmen gingen im Orchester beinahe unter. Hätten die Zuhörenden nicht den gedruckten Text vor Augen gehabt, sie wären dem Liedgut ahnungslos ausgeliefert gewesen. So verpassten sie die Reime vom Wächter am Firmament und der nächtlich ausgelebten Kraft. Besser erging es Griegs «Landerkennung» und der Ballade von Olav Trygvason. Im Wechsel mit dem nunmehr gut disponierten Chor übernahm der Bariton Marc-Olivier Oetterli einige Verse des Gedichts über die Nordseefahrt des Monarchen. «Geister beben, Herzen schlagen, hier des Höchsten Lob zu sagen» gab der Stimmgewaltige fein moduliert wieder, er übertönte sogar das Orchester und die Choristen.

Jean Sibelius' Kompositionen liegen dem tschechischen Klangkörper offenbar besonders gut - sowohl das Freiheitsepos «Ursprung des Feuers» als auch der «Nächtliche Ritt und Sonnenaufgang» ging jagend, brausend und mit Endlos-Passagen, die besonderen Reiz entfalteten, durch den Konzertsaal. In Strauss' Liederzyklus «Die Tageszeiten» erzeugte die Strophe «Und es schweiften leise Schauer wetterleuchtend durch die Brust» Wohlbehagen, doch strapazierten 130 Vortragende die Konzentration der Zuhörenden, weil Gesang und Orchestervortrag einander die Schau stahlen.