, bz, Giselle Reimann

Durchsetzungskraft - Die Basler Liedertafel mit nordischer Musik und Strauss

Es war beinahe ein nordisches Konzertprogramm: Zwei Werke des finnischen Komponisten Jean Sibelius und eines des Norwegers Edvard Grieg bildeten den Kern des Abends. Den Anfang und den Schluss des Konzertprogramms machten zwei Werke von Richard Strauss. Der Abend war in sich stimmig, und auch das Thema «Die Tageszeiten» zog sich durchs ganze Programm und gipfelte im gleichnamigen Werk von Richard Strauss.

Die rund achtzig Sänger der Basler Liedertafel haben ein vielseitiges aber auch recht anspruchsvolles Programm ausgewählt. Der Chor gehört zu den wenigen Konzertmännerchören in der Schweiz und beeindruckt durch seine Grösse. Entsprechend gross war auch der klangliche Spielraum: Unter der Leitung von Konstantin Keiser bewältigten die kräftigen Stimmen problemlos auch leise Passagen und zeigten ihre Stärke insbesondere in lyrischen Textstellen. Leider wurde gerade diesen stillen Momenten durch das etwas zu dominante Orchester der Zauber genommen.

Die Philharmonie Hradec Kralove begleitete im Grunde sehr routiniert und profilierte sich in den reinen Orchesterwerken mit hoher Virtuosität. Im Zusammenspiel mit dem Chor erwies sich das Orchester als etwas zu üppig: Möglicherweise waren die Musi- kerinnen und Musiker zu routiniert und damit vielleicht zu wenig aufmerksam, um dem Chor mehr Raum lassen zu können.

DER CHOR seinerseits musste sich durchsetzen, was ihm meistens gelang, zum Preis allerdings von kleineren Intonationsproblemen. Genügend Durchsetzungsfähigkeit hatte auch der Solist des Abends, der Bariton Marc-Olivier Oetterli. Der in Genf geborene Sänger begeisterte insbesondere in «Der Ursprung des Feuers" von Jean Sibelius mit einem sehr lebhaften Solo. Gekonnt vermochte Oetterli die Stimmung akustisch umzusetzen und die Musik authentisch wirken zu lassen.

Das Orchester zeigte noch einmal sein Können in «Nächtlicher Ritt und Son-nenaufgang» von Sibelius und galoppierte wild durch den punktierten Rhythmus. «Die Tages- zeiten» bildete für den Chor die Gelegenheit, sich auch zumindest stellenweise a cappella zu beweisen, was sehr gut gelang.