, BaZ, Simon Bordier

singen, jagen und essen - Liedertafel im Umbruch

BaslerZeitung vom Montag, 20. November 2017 von Simon Bordier

Bei der Basler Liedertafel spricht man von einer "aussterbenden Spezies". Tatsächlich gibt es immer weniger traditionelle Männerchöre wie die über 150-jährige Tafel. Die Chöre leiden, so wie viele Traditionsvereine, unter Nachwuchsmangel. Das schmerzt. Im Fall der Liedertafel klingt aber nicht nur Nostalgie mit, sondern auch Stolz: Viele Vereine mögen weg sein - wir sind noch da. Und wer am Samstag dem Benefizkonzert und der Cäcilienfeier in der "Zunft zu Safran" beiwohnte, konnte hören und sehen, dass die Institution in Basel und der Region verankert ist.

Klar: Auch sie ist nicht vor Nachwuchsproblemen gefeit. Die Zahl von 50 aktiven Mitgliedern ist ansehnlich, doch der Chor ist überaltert. Ein paar junge, zugkräftige Stimmen könnten nicht schaden. Was den Männern nicht zu nehmen ist, ist ihre Erfahrung, die sie am Samstag in Robert Schumanns "Jagdlieder" spüren liessen: Sie sangen mit Verve, tappten in keine musikalischen Fallen und stellten einzelne Akkorde wie Jagdtrophäen heraus (Leitung: Karl Gehweiler).

Dass die Liedertafel den zahlreich erschienenen Hörern in der Peterskirche anspruchsvolle Kost von Schumann servierte, zeigt, dass es ihr nicht nur um Wein und Gesang geht. Sie schöpft ihr Selbstverständnis aus höheren Werten. So ging die Kollekte des Konzerts (9000 Franken) auch diesmal wieder an eine wohltätige Organisation, die Stiftung Arbeitslosenrappen.

Am Samstag waren viele junge Gesichter zu sehen: jene des Quartetts Hornklang Basel, das die "Jagd" virtuos begleitete, und jene der vor drei Jahren gegründeten "jungen tafelrunde". Unter der Leitung von Philippe A. Rayot präsentierten etwa 14 junge Sänger auf beachtlichem Niveau Lieder aus Schottland, Frankreich, Georgien und anderen Ländern. Die Jungformation soll künftig mit der Liedertafel, dem Reveillechor und dem Veteranenchor eine von vier Sektionen des Vereins bilden. Mit dieser neuen Struktur sieht man sich für die Zukunft gewappnet. Bei der Cäcilienfeier in der "Zunft zu Safran", bei der sich Führungspersönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft die Ehre gaben, war die Stimmung denn auch fröhlich-ausgelassen.